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Rede von Botschafter Bernd Heinze zum Tag der Deutschen Einheit 2025

Botschafter Bernd Heinze © Deutsche Botschaft Aschgabat
Sehr verehrter stellvertretender Vorsitzender des Ministerkabinetts,
sehr geehrte Kolleginnen und Kollegen des diplomatischen Korps,
verehrte Gäste,
letzte Woche habe ich mich sehr gefreut, mit Ihnen den 34. Jahrestag der turkmenischen Unabhängigkeit zu feiern. Und heute freue ich mich, gemeinsam mit Ihnen den Tag der Deutschen Einheit zu begehen. Dieses Datum erinnert uns an den Mut, die Solidarität und die Vision, die das geteilte Deutschland vor 35 Jahren wiedervereinigte. Die Bürger der Deutschen Demokratischen Republik habe sich damals gegen eine Diktatur durchgesetzt, die sie von 1949 – 1990 unterdrückt hielt. Wir feiern den heutigen Tag im Zeichen freundschaftlicher und wachsender deutsch-turkmenischer Beziehungen.
Wir alle leben in einer Welt, in der bestehende Gewissheiten nicht mehr gelten. Alte politische Bündnisse, die wir für fest geschmiedet hielten, definieren sich neu. Der russische Angriffskrieg gegen die Ukraine wütet weiter. Und im Nahen Osten, wo wir mit Entsetzen die vielen menschlichen Opfer beklagen, wissen wir heute nicht, was morgen sein wird. Wirkt es da nicht beruhigend, dass Turkmenistan 2025 zum Jahr des Friedens und Vertrauens ausgerufen hat? Frieden und Vertrauen! Das braucht die Welt heute am dringendsten.
Wir sehen auch, wie manche Länder eine multipolare Weltordnung anstreben, wie sie auf die Stärke ihres Militärs anstatt die des Völkerrechts setzen. Deutschland und die Europäische Union sind, wie auch Turkmenistan, der festen Meinung, dass nur ein funktionierender Multilateralismus die Antwort auf die Probleme der Welt sein kann. Danke an Turkmenistan, dass es sich klar für einen starken Multilateralismus mit den Vereinten Nationen im Zentrum einsetzt.
Die deutsch-turkmenische Partnerschaft hat auch im letzten Jahr wieder weitere wichtige Meilensteine erreicht. Im September 2024 traf der geschätzte Präsident Turkmenistans den deutschen Bundeskanzler Olaf Scholz im Rahmen des Formats „Zentralasien-Deutschland“ – „Z5+1“ – ein klares Zeichen gegenseitigen Respekts und der Bereitschaft zur vertieften Kooperation.
Sicher erinnern Sie sich an die beiden neuen Krankenhäuser, die der geschätzte Nationale Führer des Turkmenischen Volkes im Oktober 2024 in Aschgabat in unserer Gegenwart eröffnet hat. Auch dort haben wieder deutsche Ärzte für die Ausstattung gesorgt. Im neuen Krankenhaus für Physiologe forschen deutsche und turkmenische Wissenschaftler gemeinsam an den Auswirkungen der Hitze auf den menschlichen Organismus. Angesichts des weltweiten Klimawandels wird auch in Turkmenistan eine solche Forschung immer wichtiger, ja lebenswichtig.
Beim 10. Treffen der Deutsch-Turkmenischen Arbeitsgruppe für wirtschaftliche Zusammenarbeit im November 2024 in Berlin haben Turkmenistan und Deutschland Zusammenarbeit auf zentralen Zukunftsfeldern thematisiert: Erneuerbare Energien, Wasser- und Landwirtschaft, „grüne Wirtschaft“, Verkehrs- und Logistikinfrastruktur, Finanz- und Bankwesen sowie die Unterstützung kleiner und mittlerer Unternehmen.
Die Teilnahme Turkmenistans am EU-Zentralasien-Gipfel in Samarkand im April 2025 stärkte seine Einbindung in den europäischen Kontext. Die Annahme einer gemeinsamen strategischen Partnerschaft mit einem milliardenschweren Investitionspaket schafft auch für Turkmenistan neue wirtschaftliche Perspektiven.
In seinem Telefonat mit dem deutschen Bundespräsidenten Frank-Walter Steinmeier Ende April 2025 äußerte sich der geschätzte Nationale Führer des Turkmenischen Volkes zufrieden, dass die bilateralen Beziehungen sich gut und nachhaltig entwickeln. Handel und Wirtschaft seien dabei zentral, das bilaterale Handelsvolumen steige stetig. Die Einweihung eines Goethe-Denkmals in Aschgabat im Jahr 2024 sei Ausdruck des Respekts Turkmenistans für die deutsche Kultur und für den Willen, die Bande der Freundschaft zwischen den beiden Ländern zu stärken.
In der übernächsten Woche wird in Berlin eine neue Runde der politischen Konsultationen zwischen unseren beiden Regierungen stattfinden.
Ganz besonders freue ich mich, dass in diesem Jahr aus einem weltweiten Teilnehmerfeld auch ein turkmenischer Diplomat für einen Kurs im Rahmen der Internationalen Diplomatenausbildung des deutschen Auswärtigen Amtes ausgewählt wurde. Glückwunsch an das turkmenische Außenministerium und Glückwunsch auch an Herrn Außenminister Meredov für solch qualifizierte Diplomatenkollegen.
Ich freue mich, dass die turkmenische Wirtschaft deutsche Unternehmen als verlässliche Partner schätzt. Auch die deutsche Wirtschaft hat höchstes Interesse, nicht nur den bilateralen Handel, sondern auch ihre Investitionen in Turkmenistan massiv zu intensivieren. Wenn Turkmenistan die bestehenden Hindernisse beseitigt, werden Handel und Investitionen mit Deutschland einen Boom erleben.
Die kulturelle Vernetzung ist ein tragender Bestandteil unserer Partnerschaft. In Turkmenistan lernen über 50.000 Personen Deutsch. Dies ist ein deutlicher Ausdruck lebendigen Interesses an unserem Land. Deutsch wird u.a. an mehreren Universitäten, dem Sprachlernzentrum DIL und einer Reihe von PASCH-Schulen unterrichtet, das sind Schulen, die sich als Partner der Zukunft verstehen. Ein Lektor des Deutschen Akademischen Austauschdiensts (DAAD) unterrichtet am Institut für Internationale Beziehungen des Außenministeriums. Zudem bestehen vier Hochschulpartnerschaften zwischen deutschen und turkmenischen Universitäten.
In der übernächsten Woche wird eine Delegation des deutschen Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt gemeinsam mit der turkmenischen Seite das wissenschaftliche Potenzial Turkmenistans in ausgewählten Fachbereichen sondieren, Anknüpfungspunkte für Forschungskooperation identifizieren und über den Ausbau bestehender Hochschulpartnerschaften beraten.
Was werden die nächsten Jahre bringen?
Ganz konkret streben wir mehr Zusammenarbeit bei nachhaltigen Energie- und Umweltprojekten an.
Wir wollen unsere wirtschaftliche Zusammenarbeit stärker diversifizieren: Mehr Förderung von Partnerschaften kleiner und mittlerer Unternehmen, mehr Ausbau logistischer Verbindungen zwischen Europa und Turkmenistan, mehr Kooperation bei Infrastruktur und Digitalisierung.
Im Bildungs- und Kulturbereich wollen wir das Netz der PASCH-Schulen erweitern, mehr Deutschprüfungen durch das Goethe-Institut anbieten, die akademische Kooperation intensivieren und den zivilgesellschaftlichen Dialog zwischen den Menschen unserer Länder fördern.
Den Dialog im EU-Zentralasien-Rahmen wollen wir fortsetzen und ausbauen und mit Turkmenistan in den Vereinten Nationen und regionalen Organisationen stärker kooperieren.
Darüber hinaus werden wir die bilateralen Dialogformate ausbauen.
Sehr geehrter stellvertretender Vorsitzender des Ministerkabinetts,
Sie haben gehört, wie mein Land die Zusammenarbeit mit Turkmenistan intensivieren, wie es die bilateralen Beziehungen stärken und wie es die turkmenische Regierung und die Wirtschaft dabei unterstützen will, Entwicklung, Wohlstand und Freiheit zu fördern. Helfen Sie uns dabei, das ist heute meine Bitte an Sie. Beseitigen Sie bestehende Hindernisse, machen Sie die Verwirklichung dieser Pläne möglich.
All dies liegt in der Hand der turkmenischen Führung.
Sehr verehrte Gäste,
der 3. Oktober ist nicht nur ein Tag, an dem wir die deutsche Wiedervereinigung feiern. Heute bekräftigen wir auch unsere Freundschaft mit Turkmenistan, die von Vertrauen, Respekt und gemeinsamen Zukunftsperspektiven geprägt ist.
Ich danke Ihnen, sehr geehrter stellvertretender Vorsitzender des Ministerkabinetts, Ihrer politischen Führung, und Ihnen, liebe Kolleginnen und Kollegen und geschätzte Gäste, für die gute Zusammenarbeit im vergangenen Jahr. Möge das kommende Jahr uns weiter gemeinsam auf dem Weg zu einer nachhaltigen und prosperierenden Zukunft führen.
Vielen Dank.
- Es gilt das gesprochene Wort. -

