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Rede von Botschafter Michael U. Bierhoff zum Tag der Deutschen Einheit

Botschafter Michael U. Bierhoff, © Deutsche Botschaft Aschgabat
Sehr geehrter Stellvertretender Vorsitzender des Ministerkabinetts Turkmenistans, Herr Batyr Atdayew,
Exzellenzen, liebe Landsleute, liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr verehrte Damen und Herren,
ich heiße Sie alle sehr herzlich willkommen und freue mich, dass Sie alle gekommen sind, um mit uns heute den Tag der deutschen Einheit zu feiern. Es ist mir eine ganz besondere Freude, unseren Ehrengast als Vertreter der turkmenischen Regierung, Herrn Batyr Atdayew zu begrüßen und ich werde Ihnen gleich im Anschluss das Wort erteilen. Wir wissen sehr zu schätzen, dass Sie uns heute die Ehre geben.
Ein Dank auch all meinen Kolleginnen und Kollegen in der Deutschen Botschaft für die gute Vorbereitung dieses Empfangs.
Meine Damen und Herren,
in diesem Jahr feiern wir den Tag der deutschen Einheit zum 33. Mal. Es war am 3. Oktober 1990, als sich West- und Ostdeutschland nach 45-jähriger Trennung wiedervereinigen konnten, und zwar friedlich, weil sowohl die Deutschen in Ost und West, als auch die beteiligten Alliierten klug und besonnen agierten. Wir Deutsche, die 50 Jahre und älter sind, wissen, wie viel es bedeutet, nach langen Jahren der Zerrissenheit und Abschottung die nationale Einheit wieder zu erlangen und in Einvernehmen mit unseren Nachbarn und Freunden in sicheren Grenzen zu leben. Dazu gehört vor allem gegenseitiger Respekt und Verständnis für die Interessen der anderen und wir wünschen heute mehr denn je, dass Frieden und Sicherheit für alle Menschen, gerade in der aktuellen Lage und dem anhaltenden russisch-ukrainischen Krieg und anderen ungelösten Konflikten, die wir nicht vergessen können und dürfen, überall und so schnell wie möglich durchgesetzt werden kann.
In Deutschland haben wir 2023 auch das Jubiläum 50 Jahre deutsche Mitgliedschaft in den VN gefeiert. Deutschland ist stolz darauf, seit 50 Jahren ein verlässlicher Partner in den VN zu sein und versteht sich als aktiver Fürsprecher der VN, der Prinzipien der VN-Charta und der Menschenrechte weltweit. Mit Blick auf 2024 möchte ich Sie gern alle und insbesondere die Fußball-Fans unter Ihnen schon jetzt auf die Fußball-EM in Deutschland hinweisen, die vom 14 .Juni bis 14. Juli 2024 stattfindet.
Meine Damen und Herren,
der Tag der deutschen Einheit und der Tag der Unabhängigkeit Turkmenistans, den wir am 27. September gemeinsam gefeiert haben, stehen in einem engen historischen Zusammenhang. Beide wurden nur möglich durch das Ende der kommunistischen Herrschaft in der damaligen Sowjetunion und in Ost-Europa. Dafür sind wir dankbar und freuen uns, dass sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Turkmenistan über die letzten drei Jahrzehnte so intensiv entwickelt haben.
2022 haben wir 30 Jahre diplomatische Beziehungen zwischen Deutschland und Turkmenistan gefeiert. Über 30 Jahre hat sich eine große Dynamik in der Ausgestaltung der Beziehungen zwischen unseren beiden Ländern gezeigt und wir sehen aktuell, wie das gegenseitige Interesse an noch mehr Austausch weiterwächst. Insbesondere das Gesundheitswesen, der Finanzsektor, der Umgang mit den Auswirkungen des Klimawandels und Umweltschutz sind Schwerpunkte unserer Zusammenarbeit.
Auch arbeiten wir gemeinsam erfolgreich an Schlüsselthemen, wie Qualifizierung von Fachkräften, Modernisierung der Landwirtschaft, Weiterentwicklung industrieller Produktionstechniken und Ausbau des Deutsch-Unterrichts für die turkmenische Bevölkerung.
Nach gut einem Jahr meiner Tätigkeit als deutscher Botschafter hier in Aschgabat kann ich mit Freude feststellen, dass die deutsch-turkmenischen Beziehungen deutlich aktiver geworden sind, der Besucherverkehr in beide Richtungen hat zugenommen. Im Juni hielt sich eine über 50-köpfige turkmenische Wirtschaftsdelegation auf offizielle Einladung in Deutschland auf und es wurde ein turkmenischer Wirtschaftstag in Düsseldorf veranstaltet, wo die Möglichkeiten für eine breitere wirtschaftliche Kooperation deutscher Unternehmen mit Turkmenistan vorgestellt wurden. Für November ist dann ein deutsch-turkmenisches Wirtschaftsforum in Deutschland vorgesehen.
Natürlich war der Besuch von S.E. National Leader des turkmenischen Volkes Gurbanguly Berdimuhamedow in Berlin vor wenigen Tagen am 29. September ein entscheidendes Ereignis für die deutsch-turkmenischen Beziehungen. Die Bedeutung Turkmenistans wächst zunehmend, und zwar nicht nur als integraler Teil der zentralasiatischen Staatengemeinschaft, sondern auch als bilateraler Partner für Deutschland und die Europäische Union. Turkmenistan mit seiner unverwechselbaren kulturellen Identität, mit seinem wirtschaftlichen Potenzial und seiner international anerkannten politischen Neutralität wirbt mit großem Erfolg dafür, als solider Player und Partner in der Welt anerkannt zu werden, wie wir zuletzt wieder im September in der diesjährigen Vollversammlung der Vereinten Nationen erleben konnten.
Zur Belebung der Beziehungen zwischen unseren Ländern gehört auch, dass die Menschen auf beiden Seiten stärker zueinander finden. Deshalb ist die Gewährung von Freizügigkeit für Reisen ein wichtiges Element dieser Entwicklung. Insbesondere im Bereich der Kultur- und Bildungszusammenarbeit basiert die Arbeit im Wesentlichen auf Austausch. Wir haben im zurückliegenden Jahr das von der deutschen Botschaft geförderte Angebot an Deutsch-Unterricht in Turkmenistan weiter ausbauen können, das DIL-Institut in Aschgabat mit seiner engagierten Leitung und seinen guten Lehrerinnen ist eine feste Größe geworden. Hier möchte ich aber auch die kontinuierliche Arbeit der Akteure in den turkmenischen Partnerschulen, die Arbeit der DAAD-Lektoren und die Unterstützung des Goethe-Instituts Almaty für Deutschlernende in Turkmenistan lobend hervorheben.
Abschließend möchte ich noch einmal betonen, dass die Bundesregierung die enge Zusammenarbeit der zentralasiatischen Staaten untereinander und ihren klaren gemeinsamen Fokus auf die entscheidenden Herausforderungen unserer Zeit außerordentlich begrüßt: Klimawandel, Energie- und Wassermanagement, Nahrungs- und medizinische Versorgung und Sicherheit. Die Zukunft der gesamten Region wird wesentlich davon abhängen, ob zeitnah gerechte und nachhaltige Lösungen für diese Themen gefunden werden können. Deutschland ist bereit, hier als verantwortungsvoller Partner der Region zu agieren und hat dieses mit der Durchführung des 5+1 Gipfels in Berlin am 29. September unter Beweis gestellt. Dieser Gipfel, der erste dieser Art auf höchster politischer Ebene in Europa, war ein Angebot zu einem fairen, offenen und transparenten Dialog mit den zentralasiatischen Staaten zur erfolgreichen Gestaltung der Zukunft dieser wichtigen und – wie wir wissen – vom Klimawandel besonders heftig betroffenen Region.
Meine Damen und Herren,
ich möchte Sie noch einmal alle herzlich willkommen heißen, danke für Ihre Aufmerksamkeit und möchte nun S.E. Herrn Batyr Atdayew als Vertreter der turkmenischen Regierung bitten, das Wort an uns zu richten.
Vielen Dank!

