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Rede von Botschafter Bernd Heinze zum Tag der Deutschen Einheit
Botschafter Bernd Heinze, © Deutsche Botschaft Aschgabat
Sehr geehrter Stellvertretender Vorsitzender des Ministerkabinetts Turkmenistans, Herr Atdayew,
Exzellenzen, liebe Landsleute, liebe Kolleginnen und Kollegen,
sehr verehrte Damen und Herren,
es ist mir eine große Freude, heute zum ersten Mal seit meinem Amtsantritt in Turkmenistan gemeinsam mit Ihnen den deutschen Nationalfeiertag, den Tag der Deutschen Einheit, begehen zu können.
Wir gedenken heute zum 34. Mal der Wiedervereinigung Deutschlands am 3. Oktober 1990. Mein Land war 41 Jahre lang - bis 1990 - gegen seinen Willen in zwei deutsche Staaten und in zwei völlig unterschiedliche politische, wirtschaftliche und gesellschaftliche Systeme geteilt. Aber die Sehnsucht der Deutschen nach Einheit in Freiheit war stärker und gipfelte in der deutschen Wiedervereinigung.
Wir sind allen zutiefst dankbar, die diese Wiedervereinigung möglich gemacht haben. Und wir wünschen uns, dass diese all den Ländern Orientierung sein kann, die ebenfalls gegen ihren Willen getrennt sind oder dabei sind, getrennt zu werden und ebenfalls nach Einheit in Freiheit streben.
In der letzten Woche durfte ich mit Ihnen den 33. Jahrestag der Unabhängigkeit Turkmenistans begehen. An dieser Stelle beglückwünsche ich Sie dazu nochmals herzlich. Der Tag der Deutschen Einheit, den wir heute feiern und Ihre Unabhängigkeit stehen in einem engen historischen Zusammenhang: Beide wurden erst durch das Ende der kommunistischen Herrschaft in der damaligen Sowjetunion möglich.
Das wiedervereinigte Deutschland will auch Turkmenistan ein hilfreicher und zuverlässiger Partner sein. Wir verstärken unsere ausgezeichnete Kooperation mit Ihnen, die auf gegenseitigem Respekt und Vertrauen basiert, in Wirtschaft, Kultur, Bildung und vielen anderen Bereichen.
Letzte Woche hat die deutsche Firma Claas anlässlich des turkmenischen Unabhängigkeitstages 50 landwirtschaftliche Fahrzeuge an ihr Land übergeben. Die Aufsichtsratsvorsitzende der Firma, Frau Claas-Mühlhäuser, die an der Übergabe persönlich teilgenommen hat, ist gleichzeitig die Leiterin des Ostausschusses der deutschen Wirtschaft. Er ist die größte Regionalinitiative der deutschen Wirtschaft. Zu seinen Partnern gehört auch Turkmenistan. Dieser Besuch in Turkmenistan war ein kraftvolles und strategisches Signal, das zeigt, welche Möglichkeiten die deutsche Wirtschaft in Ihrem Land mit seiner international anerkannten politischen Neutralität, seiner unverwechselbaren kulturellen Identität und seinem wirtschaftlichen Potenzial sieht. Ich freue mich auch sehr, dass die bilaterale Regierungsarbeitsgruppe Wirtschaft und Handel am 5. November 2024 in Berlin ihre Arbeit wieder aufnimmt. Und schließlich gehe ich fest davon aus, dass der Industriecluster in der Stadt Arkadag auf großes Interesse deutscher Firmen stoßen wird.
Auch im Gesundheitswesen boomt unsere Kooperation. Letztes Jahr nahm ein turkmenisch-deutsches Medizinforum, das auf einen Vorschlag Ihres Nationalen Führers, Gurbanguly Berdimuhamedow, zurückgeht, seine Arbeit auf. Die deutsche Botschaft in Aschgabat stellt pro Jahr ca. 150 Visa alleine für turkmenische Ärzte aus, welche an deutschen Krankenhäusern hospitieren oder an Schulungen teilnehmen. Regelmäßig reisen deutsche Ärzte nach Turkmenistan. Und deutsches medizinisches Fachpersonal installiert medizinische Anlagen aus Deutschland in turkmenischen Krankenhäusern und schult anschließend turkmenische Ärzte in ihrer Handhabung. Wir sind dankbar über das äußerst große Vertrauen, welches der deutsche Gesundheitssektor in Turkmenistan seit Jahrzehnten ungebrochen genießt.
Aber wir vertiefen auch die Kontakte zwischen unseren Menschen. Wir sind stolz auf das weiter wachsende Interesse, welches die deutsche Sprache in Turkmenistan genießt. Für die über 50.000 Deutschlernenden in Turkmenistan, werden wir mehr Lehrangebote schaffen. Die turkmenisch-deutsche Wissenschaftskooperation, die derzeit vier Hochschulkooperationen mit Deutschland umfasst, werden wir ausbauen. Und das deutsche Auswärtige Amt fördert die Beteiligung turkmenischer Vertreter an seiner internationalen Diplomatenausbildung.
Wir dürfen auf diesem Niveau der Beziehungen aber nicht haltmachen. Daher hat Deutschland beim ersten Gipfeltreffen der zentralasiatischen Staatschefs mit Bundeskanzler Olaf Scholz im September 2023 in Berlin die erste strategische Partnerschaft mit einer Region – Zentralasien - überhaupt geschlossen. Am 17. September 2024 fand in Astana das zweite Gipfeltreffen statt. Wir freuen uns sehr, dass auch Präsident Serdar Berdimuhamedow teilgenommen hat. Von der gemeinsamen Erklärung profitiert Turkmenistan in vielen Bereichen. Und wir freuen uns schon heute auf die Teilnahme Ihres geschätzten Außenministers Meredov am gemeinsamen Außenministertreffen der 5 zentralasiatischen Staaten und Deutschlands im Februar 2025, das die gemeinsame Erklärung weiter konkretisieren wird.
Sehr geehrte Damen und Herren,
unsere Welt ist geprägt von großen Herausforderungen: Klimawandel, Wassermangel, Migration und Konflikte. Um sie zu meistern, brauchen wir mehr denn je internationale Zusammenarbeit und Solidarität. Turkmenistan und Deutschland werden gemeinsam an einer besseren Zukunft in Frieden, Freiheit und Wohlstand arbeiten.
Ich erhebe mein Glas auf die turkmenisch-deutsche Freundschaft.
Ich bitte nun S.E. Herrn Atdayew als Vertreter der turkmenischen Regierung, das Wort an uns zu richten.
- Es gilt das gesprochene Wort. -