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Rede von Botschafter Michael U. Bierhoff zum Tag der Deutschen Einheit

Botschafter Michael U. Bierhoff

Botschafter Michael U. Bierhoff, © Deutsche Botschaft Aschgabat

03.10.2022 - Rede

Rede von Botschafter Michael U. Bierhoff anlässlich des Tages der Deutschen Einheit

Sehr geehrter Stellvertreter des Vorsitzenden des Ministerkabinetts Turkmenistans Herr Batyr Atdayew,

Exzellenzen, liebe Landsleute, liebe Kolleginnen und Kollegen, sehr verehrte Damen und Herren,

ich heiße Sie alle sehr herzlich willkommen und freue mich, dass Sie alle gekommen sind, um mit uns heute am 3. Oktober 2022 den Tag der deutschen Einheit zu feiern. Erst vor wenigen Wochen habe ich meine Arbeit in Aschgabat aufgenommen und lerne daher neugierig immer mehr über die Schönheiten und Eigenheiten von Turkmenistan. Nach einer langen Phase überwiegenden Stillstands infolge der Covid-19-Pandemie hoffe ich nun –und ich bin sicher, Sie tun das mit mir- dass mit der schrittweisen Öffnung und dem Abbau pandemiebedingter Restriktionen unser Aktionsradius wieder erweitert wird. Nun gilt es, die Beziehungen zwischen unseren Ländern wieder zu beleben und den Austausch zwischen den Menschen, wie beispielsweise Studenten, Experten oder Ärzten unserer Länder wieder in Schwung zu bringen. Was ich jetzt schon positiv bemerken kann, ist die große Gastfreundschaft und herzliche Aufnahme, die mir in Turkmenistan von Anfang an begegnet ist und dafür bin ich sehr dankbar. Es ist mir eine ganz besondere Freude, unseren Ehrengast als Vertreter der turkmenischen Regierung, Herrn Batyr Atdayew zu begrüßen und werde Ihnen gleich im Anschluss das Wort erteilen. Wir wissen sehr zu schätzen, dass Sie uns heute die Ehre geben.

Ich danke aber auch all meinen Kolleginnen und Kollegen in der Deutschen Botschaft für die gute Vorbereitung dieses Empfangs und ich darf wohl sagen. Ihr Einsatz hat sich wirklich gelohnt! Und ich danke der Deutschen Bank für ihre Unterstützung der heutigen Veranstaltung.

Meine Damen und Herren,

die deutsche Wiedervereinigung am 3. Oktober 1990 war das Ergebnis einer friedlichen Revolution. West- und Ostdeutschland vereinigten sich in Abstimmung mit den Alliierten, nach 45 Jahren bitterer, einschneidender Trennung von Menschen und Gesellschaftssystemen. Knapp 1 Jahr zuvor war die Berliner Mauer, wohl das prominenteste Symbol des Kalten Krieges, gefallen. Viele Deutsche in Ost und West hatten das nicht für möglich gehalten, dieses zu erleben und auch, wenn die anschließende praktische Umsetzung der nationalen Wiedervereinigung mit vielen Mühen und Härten für die Menschen verbunden war, so blieb doch der Geist der Freiheit, mit dem die Menschen auf den Straßen in Ost-Deutschland – auch gegen staatliche Repression des alten Regimes - mutig die deutsche Einheit gefordert hatten, uns Deutschen als wesentliche Errungenschaft im Gedächtnis haften. Nicht zuletzt war die Vereinigung Deutschlands auch ein wichtiger Schritt auf dem Weg zu einem vereinten Europa. Gewiss, Europa, seine Institutionen und die Mitgliedsstaaten haben viel geschafft, haben neue Maßstäbe gesetzt. Europa sieht sich aber auch einer wachsenden Zahl von akuten Herausforderungen gegenüber.

Auf der diesjährigen Botschafter-Konferenz in Berlin Anfang September war der russisch-ukrainische Krieg und die daraus resultierende internationale Krise, welche die Menschen in ganz Europa, aber auch darüber hinaus trifft, dass alles bestimmende Thema. Ich weiß, dass es in der internationalen Gemeinschaft und damit auch hier im Raum verschiedene Einschätzungen und Bewertungen zu dem Thema gibt. In jedem Fall aber benötigen WIR ALLE schnell eine weitsichtige und lösungsorientierte Politik, die weitere Eskalationen verhindert, das Leid von Millionen Menschen beendet und internationales Recht wiederherstellt.

Andernfalls droht uns eine gravierende Vertrauenskrise mit noch unbekannten Folgen. Die Menschen verlieren zunehmend Vertrauen in die Fähigkeit von Politikern, Probleme und Krisen lösen zu können. Das betrifft sowohl die nationale Politik unserer Länder, wie auch die europäische Politik und multilaterale Institutionen. Wir alle müssen uns dessen bewusst sein und es darf uns nicht egal sein. Jeder ist aufgerufen, sich zu engagieren.

Meine Damen und Herren,

der Tag der deutschen Einheit und der Tag der Unabhängigkeit Turkmenistans, den wir vergangene Woche gemeinsam gefeiert haben, stehen zweifelsohne in einem engen historischen Zusammenhang. Beide wurden nur möglich durch das Ende der kommunistischen Herrschaft in der damaligen Sowjetunion und in Ost-Europa. Dafür sind wir dankbar und freuen uns, dass sich die Beziehungen zwischen Deutschland und Turkmenistan über die letzten drei Jahrzehnte so intensiv entwickelt haben. Ich verspreche mir einen neuen Schub für die Gestaltung der bilateralen Beziehungen, wenn die Pandemie-Restriktionen aufgehoben und wieder mehr Freizügigkeit für Reisen in beide Richtungen möglich werden. Ich weiß, dass sich die Akteure auf beiden Seiten intensiv auf die Fortsetzung von bilateralen politischen und wirtschaftlichen Konsultationen vorbereiten und auch das Deutsch-Turkmenische Forum hat neue Aktivitäten in der Planung.

Auch der wichtige Bereich der Kultur-und Bildungszusammenarbeit ist stark auf Reisemöglichkeiten angewiesen und wir möchten hier das Angebot, gerade auch bei deutschem Sprachunterricht, natürlich gern ausbauen. Was wir bereits jetzt haben, ist ein besonderer Fokus auf die deutsche Sprache in turkmenischen Partnerschulen, DAAD – Stipendienprogrammen und Deutschkursen im DIL-Sprachinstitut, gefördert durch die Bundesregierung. Sehr positiv bewertet die Bundesregierung die enge Zusammenarbeit der zentralasiatischen Staaten untereinander und ihren klaren Fokus auf die entscheidenden Herausforderungen unserer Zeit: Klimawandel, Energie- und Wassermanagement, Nahrungs- und medizinische Versorgung und Sicherheit. Deutschland unterstützt dabei bilateral und im europäischen Rahmen die Anstrengungen Turkmenistans und seiner zentralasiatischen Nachbarn. Ein Beispiel dafür ist die Anfang 2020 gestartete „Green Central Asia“-Initiative der Bundesregierung und Turkmenistan war vom ersten Moment an präsent und engagiert. Die engen und freundschaftlichen Beziehungen zwischen Deutschland und Turkmenistan finden seit Jahren ihren Ausdruck auch immer wieder in der fruchtbaren Zusammenarbeit in den VN, wie beispielsweise in der UN-Vollversammlung.

Meine Damen und Herren,

ich möchte Sie noch einmal alle herzlich willkommen heißen, danke für Ihre Aufmerksamkeit und möchte nun Herrn Batyr Atdayew, als Vertreter der turkmenischen Regierung bitten, das Wort an uns zu richten.

Vielen Dank!

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